Schenkt man dem Beratungs- und Forschungsunternehmen CCS Insight Glauben, so soll die Anzahl der Nutzer der sogenannten Wearables auf 350 Millionen bis zum Jahr 2018 wachsen. Nachforschungen des Unternehmens International Data Corporation (IDC) ergaben, dass bereits im letzten Jahr 26,4 Millionen Wearables verkauft wurden. Für das Jahr 2015 schätzt die IDC die Verkaufszahlen auf 72,1 Millionen Stück, das entspricht einem Zuwachs von über 170%.
Tobias Kiessling, CTO der intelliAd Media GmbH, zeigt fünf Trends zu Wearables und Smartwatches, die die Online-Marketing-Welt verändern werden.
1. Kein Bargeld? Kein Problem!
Es gibt uns ein Stück Einfachheit und Bequemlichkeit im Alltag: Die Rede ist von Convenience, einem Trend, der besonders in den USA mehr und mehr Einzug in alltägliche Geschäfte nimmt. Dort haben sich schon länger bargeldlose Bezahlsysteme wie Apple Pay, Android Pay oder LoopPay integriert. Die Technik hinter bargeldlosem Bezahlen nennt sich NFC = Near Field Communication (zu Deutsch: Nahfeldkommunikation). Diese ermöglicht einen kontaktlosen Austausch von Daten über einige Zentimeter.
Diese Nahfeldkommunikation kommt auch in Deutschland schon zum Einsatz – so zum Beispiel bei der Sparkasse (girogo) und der Deutschen Bahn (Touch&Travel).
Während sich die Technik in Amerika relativ problemlos integriert hat, gestaltet sich die Einführung dieser digitalen Zahlungsmethode in Deutschland eher etwas holpriger. Die Deutschen haben eine entschiedene Skepsis bezüglich des Datenschutzes. Wenn es um Geld geht, dann geht es dabei um pures Vertrauen, was uns besonders empfindlich macht. In Deutschland zahlen bislang immer noch rund zwei Drittel am liebsten bar. Das ist in Zeiten von Phishing und Hacken auch irgendwo verständlich.
2. Mehrwert oder doch nur Trend-Accessoire?
Der Gebrauch von Wearables integriert sich immer mehr in unser alltägliches Leben: Sei es beim Jogging, beim Bezahlen im örtlichen Supermarkt, bei der Kommunikation mit Freunden oder als praktischer Wegweiser. Aber wozu sind Wearables in Zukunft noch im Stande oder sind sie womöglich schon an der technischen Grenze des Machbaren? Und vor allem muss sich zeigen, welche Potentiale das Marketing hier noch ausschöpfen kann. Diese Fragen entscheiden im Hinblick auf die Akzeptanz der breiten Masse darüber, ob Wearables auf Dauer wirklich einen technischen Mehrwert in unserem Leben schaffen und sich damit auf dem Markt etablieren oder ob sie nur ein vorübergehendes Trend-Gadget bleiben.
3. Cross-Channel-Synergie: Online <-> Offline
Wenn man allein oder mit Freunden zu einem Shopping-Tag in die Innenstadt aufbricht, ist man in der Regel besonders offen für Sonderangebote der Lieblingsmarke, Event-Einladungen oder anderen (Gratis-)Vorzügen bzw. Vergünstigungen im Geschäft vor Ort. Da fällt es oft besonders schwer Nein zu sagen. Gerade dann, wenn man dem favorisierten Unternehmen mit Begeisterung bereits online folgt. Die Beacons-Technologie ermöglicht es, eine Verbindung zwischen den Interessen aus der Online-Aktivität und dem aktuellen Standort (Offline) eines Wearable-Trägers herzustellen. Je nach Vorlieben und Interessen in der Offline-Welt (zum Beispiel bestimmte Artikel im Kleidungsgeschäft), können dem Nutzer in Form von Newslettern oder Cross-Channel-Retargeting die Informationen online ausgespielt werden, die für ihn von Bedeutung sind.
4. Kundenbindung und Anpassung
Fakt ist, dass Wearables in Zukunft die Art und Weise, wie wir miteinander kommunizieren, verändern werden. Dabei werden wir wohl immer weniger auf die Bildschirme unserer Tablets, Smartphones und Computer schauen. Stattdessen wird unser Blick immer häufiger auf die Displays unserer verschiedenen Wearables fallen. Somit verändert und verschiebt sich auch unser Nutzungsverhalten bezüglich der Geräte. Möchten Werbetreibende die prognostizierte, steigende Nachfrage abgreifen und sich so ihren Teil vom großen Kuchen namens Wearables-Markt erkämpfen, müssen sie die Entwicklung und das Wachstum von Wearables im Auge behalten. Denn nur so können sie ihre eigene digitale Strategie aufsetzen und sich von der Konkurrenz abheben.
5. Wearables als Navigationshilfe: „Sie haben Ihr Ziel erreicht!“
Wer verreist, hat in der Regel vor, sich an seinem Ziel- bzw. Urlaubsort (viele) Sehenswürdigkeiten, Geschäfte oder schöne Orte anzusehen. Umso besser, wenn man dann eine Smartwatch als Navigationshilfe im Gepäck hat. Diese erlaubt es einem nicht nur St(r)andort-Favoriten (*Schenkelklopfer*) festzulegen, zu denen man sich navigieren lassen kann, sondern erleichtert es einem auch, sich gezielter in Städten und Metropolen zurechtzufinden. Hier sind nun wieder Unternehmen und Werbetreibende gefragt, ihre Läden mithilfe von gezielten sowie kanalübergreifenden Impulsen und zum Beispiel mit Beacons, zum Ziel der Shopper zu machen. Selbst und sogar besonders dann, wenn es für den Konsumenten einen Umweg darstellt.
Fazit:
Die bisherigen und die prognostizierten Absatzzahlen zeigen deutlich, dass Wearables auf einem guten Weg sind, den Massenmarkt weltweit für sich zu gewinnen und Nutzer zu begeistern. Sie eröffnen uns praktische Möglichkeiten und sind gleichzeitig ständiger Begleiter. Wie bereits genannt, nutzten auch einige Unternehmen bereits die NFC-Technik für sich, über die die Wearables verfügen.
Was werden die kleinen Begleiter wohl zukünftig noch können? Werden sie eines Tages unsere Smartphones ersetzen?
Aus der Sicht des Marketings bieten sie in jedem Fall neue und interessante Möglichkeiten, den Nutzer zu erreichen und zu überzeugen. Und das zum Teil channelübergreifend. Dennoch muss sich das Marketing zur Aufgabe machen, die Skepsis der Konsumenten abzubauen und die Akzeptanz der breiten Masse langfristig zu erlangen und zu steigern.
Nichtsdestotrotz sind die Funktionen der Wearables für viele potentielle Nutzer vor allem in Deutschland noch etwas kritisch zu betrachten, besonders was den Datenschutz und die Datensicherheit eines jeden Wearables-Nutzers betrifft.
Vielleicht werden Wearables in einigen Jahren in unser aller Leben so selbstverständlich sein, dass sie nicht mehr wegzudenken sind. Vielleicht bleiben sie aber auch nur als handliches Gadget mit nützlichen Funktionen, über die ein Smartphone genauso verfügt, im Hintergrund. Fest steht, es bleibt spannend!