Ein alter Hut: nahezu jeder, der sich schon etwas länger im eCommerce bewegt, kennt das Phänomen der Saisonalität. Im Sommer bleiben die Sales aus, weil sich Snowboards bei 30° im Schatten einfach nicht so gut verkaufen lassen. Der Winter überrascht demgegenüber mit einer erschreckend niedrigen Nachfragen nach Grill-Utensilien und Badehosen. Zwei typische Verläufe saisonalen Suchverhaltens dürften in der Praxis etwa so aussehen:
Kleinere und mittelständige Unternehmen haben dabei nicht selten mit einer periodischen Durststrecke zu kämpfen, die sich in erster Linie durch eine angepasste Marketing-Strategie ausgleichen lässt. Wie aber funktioniert das, wenn ich als Shop-Betreiber nun einmal ein eindeutig saisonal ausgelegtes Angebot vertreibe? Klimaanlagen und Ventilatoren sind im Winter einfach nicht so gefragt, wie im Sommer. Oder etwa doch?
Facettenreichtum des Contents
Seit dem SEO Day 2012 bin ich Fan von Karl Kratz‘ wissenschaftlicher Content-These. Ich möchte an dieser Stelle zwar nicht so weit gehen und den mathematischen Beweis via Term-Streuungen und Rausch-Effekte aufrollen – nicht zuletzt mangels ausreichendem Verständnis! Die Grundidee, über guten Content jeden erdenkbaren Aspekt einer Thematik inhaltlich zu durchleuchten und damit das beste Ergebnis für Google darzustellen, leuchtet aber auch mir ein. Und wenn wir über Saisonalität sprechen, müssen wir eben genau hier eingreifen.
Ok, wem der Bogen jetzt zu weit gespannt war, der Reihe nach – ich versuche mich jetzt mal in Pseudo-Mathe: Jegliche Aspekte, die wir einer X-beliebigen Thematik abgewinnen können, bereichern selbige um den Faktor ihrer Relevanz. Ich behaupte jetzt einfach mal, der Satz ergibt Sinn! Desto vielseitiger wir unseren Inhalt also ausbauen, desto eindeutiger geben wir uns als Fachmann aus. Auch das ist nichts neues, in Bezug auf saisonal abhängige Inhalte bedeutet dies jedoch: einfach mal den Spieß umdrehen. Als Marketer muss ich mich also fragen, welche Aspekte ich meinen Inhalten abgewinnen kann, die in einem Saison-Fremden Umfeld Relevanz besitzen.
Ein fiktives Beispiel
Angenommen ich betreibe einen Shop, der ein umfangreiches Sortiment an Klimaanlagen, Klimageräten und sonstiger Klimatechnik in den Fokus stellt. Der saisonale Suchverlauf sieht erwartungsgemäß wie folgt aus:
Dass ich als Fachman der Materie weiß, dass sich Klimaanlagen auch im Winter einsetzen lassen, sollte auf der Hand liegen. Welches Potential dahinter steckt, ist eine ganz andere Frage. Wir bleiben bei unserem Beispiel und schauen uns einfach mal an, was bei Google unter dem Exact-Match Keyword [Klimaanlage im Winter] so rankt. Dabei fällt eines ganz besonders auf: nahezu alle relevanten Top-10 Treffer beschäftigen sich mit der Frage, wie der Einsatz einer Klimaanlage im Auto auch im Winter nützlich sein kann. Kaum einer der zu [Klimaanlagen] gerankten Seiten ist hierunter jedoch vertreten. Hmm..
Nagut, ich gebe es zu: der Vergleich hinkt ein wenig – gibt es doch einen grundlegenden Unterschied zwischen Haushalts-Klimaanlagen und solchen für den Automobil-Einbau – und demnach aller Voraussicht nach auch in der Natur der anbietenden Online-Shops. Das Prinzip sollte aber jedem klar sein! Jetzt gilt es für eure Branche entsprechende Potentiale herauszufinden – und ich bin überzeugt davon: hier liegt noch viel im Verborgenen, was der ein oder anderer Website-Betreiber nie auf dem Schirm hatte.
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Bleiben wir aber noch einmal kurz bei unserem Beispiel – schließlich möchte ich an dieser Stelle nicht das Gefühl vermitteln, eine Landingpage zu „Klimaanlage im Winter“ rettet eure saisonale Durststrecke. Hier gehört natürlich einiges mehr dazu. Immer ein guter Tip: anschauen was die Konkurrenz so macht. Ein Glück, dass uns die Searchmetrics Essentials mittlerweile die Verteilung der Social-Mentions bereitstellen. Denn hierüber habe ich die Möglichkeit, mir anzuschauen, welche Inhalte in meiner Branche in der letzten Zeit so beliebt waren. Bezogen auf unser Beispiel geht es da momentan irgendwo um den Bereich der Wärmepumpen und Durchlauferhitzer. Aha – zweites Learning: es geht um Wärme – wenn das mal nicht saisonal bedingt ist! Wenn ich jetzt neben meinen Klimaanlagen auch noch Heiz-Technik zur Wärmeerzeugung anbiete, habe ich doch die besten Voraussetzungen. Im Endeffekt geht es natürlich wieder darum, aktuelle Trends abzufangen, die sich in regional abhängigen Suchvolumina wiederspiegeln:
Ich phantasiere jetzt mal ein bißchen: Mein Produktangebot setze ich saisonal mal in den Fokus. Das ganze begleite ich durch einen 1A recherchierten Artikel auf meinem Unternehmens-Blog, der die verschiedenen Aspekte & Vorteile der Wärmegewinnung durch aktuelle Klima-Technologien durchleuchtet. Dann bastel ich mir eine Infografik die den ganzen Prozess nochmal visualisiert und die Vorteile des Umweltbewusstseins von Luft-Wasser Wärmepumpen hervorhebt. Wer sich die Grafik einbinden möchte, kann natürlich meinen Embed-Code dazu verwenden. Gleichzeitig schalte ich eine saisonal terminierte Adwords-Kampagne und passe die inhaltliche, wie optische Gestaltung meiner Werbebanner an.
Fazit:
Welche Strategie hinter dem Ausbau eurer saisonalen Faktoren steckt, bleibt letztendlich natürlich euch überlassen und sprengt auch den Rahmen an dieser Stelle (Hier verweise ich nochmal auf Marcel’s Artikel). Der vorliegende Artikel soll vielmehr einen Denkanstoß dazu geben, auch einmal über den eigenen Tellerrand hinaus zu blicken. Saisonalität muss nicht zwangsläufig einer Dürreperiode gleichkommen sondern kann euren Content dazu verhelfen, sich um entscheidende Faktoren zu bereichern. Dass das Ganze im Rahmen einer durchdachten Content-Marketings Strategie erfolgen sollte, dürfte mittlerweile niemanden mehr überraschen.
Die Überlegung birgt aber ein noch viel größeres Potential: Denn Saisonalität muss sich nicht Zwangsläufig an der Jahreszeit orientieren. Wer sich an Karneval, zur CeBIT, der Fussball WM oder zu Weihnachten ganz besonders im Vorteil sieht, sollte sein Produktangebot zu der Zeit entsprechend in den Vordergrund stellen und immer im Kontext der Saison vermarkten. Und das die Weihnachtszeit bald beginnt, weiß auch jeder 😉
Achso, eine Sache noch: Beginnt frühzeitig mit der Planung eurer saisonalen Aktivitäten und den entsprechenden SEO-Maßnahmen. Eine Woche vor Weihnachten den Shop mal schnell umzugestalten, dürfte voraussichtlich eine weniger gute Idee sein!
4 Kommentare
Clemens schrieb am 6. November, 2012 @ 11:54
Interessanter Beitrag. Wer Masken verkauft hat an Karneval den Hauptumsatz und wirbt übers Jahr mit Mottoparties ^^.
Leider unterliegen wir keiner saisonellen Schwankung … oder Gut so 😀
Webstandard-Blog (Heiko) schrieb am 7. November, 2012 @ 9:17
Wirklich ein interessanter Beitrag Jasper. Jens Fauldrath ging am vergangenen Wochenende bei der Afs-Akademie auch auf das Thema ein. Sehr interessantes Thema mit einer Menge Potential.
Nacho schrieb am 8. November, 2012 @ 19:52
Super geschrieben. Gute Graphiken. Das einzige womit ich etwas hadere ist der gut gemeinte Tipp, sich bei der Konkurrenz umzuschauen. Mein Tipp: Lieber eine kleine „Task-Force“ zusammensetzen und dann innovative Ideen entwickeln. Wird von den meisten Kunden stärker gewertschätzt, meiner Meinung nach.
Liebe Grüsse
Norbert schrieb am 9. November, 2012 @ 13:43
Ein super Artikel! Zu Klimaanlagen fällt mir ein, das es auch Klimanalagen gibt, die heizen. Bei Karneval passt das Beispiel von Clemens sehr gut, mit den Mottopartys. Wer einen Grillshop hat, kann heizgeräte mit aufnehmen und „Eisbärengrillen“ den harten Männern schmackhaft machen 🙂
Man muss es einfach nur passend drehen, so das es einfach immer passt.