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Recap: Content Marketing World 2018 in Cleveland

Vom 04. bis 07. September 2018 besuchte ich in Cleveland Ohio die Content Marketing World. Für mich war es der erste Besuch der Konferenz. Welchen Eindruck ich von der Veranstaltung im Allgemeinen hatte und welche Learnings ich mit nach Deutschland nehmen werde, erfahrt Ihr in den folgenden Zeilen.

Ich werde in diesem Recap kurz meine allgemeinen Eindrücke zur Veranstaltung schildern und einige Tipps geben, die bei einem evtl. zukünftigen Besuch der Content Marketing World nützlich sein werden. Da ich über die drei Tage viele Vorträge besuchte, fasse ich im zweiten Teil mit Bulletpoints eine geballte Auswahl der wichtigsten Kernaussagen und Learnings zusammen. Diese werde ich bei Bedarf zusätzlich kommentieren und erläutern.

Hier geht es direkt zu den Learnings und Tipps 

Allgemeine Eindrücke, Informationen und Tipps zur Konferenz

Die Content Marketing World Konferenz hatte 2012 mit ca. 600 Teilnehmern zum ersten Mal stattgefunden. Dieses Jahr fanden sich über 4000 Marketer aus über 50 Ländern im Huntington Convention Center ein, um sich im Bereich Content Marketing auszutauschen und fortzubilden. Die Besucher erwarteten 120 Vorträge und Workshops von insgesamt 225 Speakern. Tipp: Aufgrund der Vielzahl an Angeboten sollte man sich im Vorfeld die App der Content Marketing World herunterladen. Mit dieser lassen sich hervorragend alle gewünschten Besuche der Vorträge planen und allgemeine Informationen zum Ablauf einholen.

App der Content Marketing World

Clevelands Innenstadt ist überschaubar und alle wichtigen Orte sind fußläufig zu erreichen. Wenn man ein Hotel in der Innenstadt gebucht hat, gelangt man durch einen Fußweg von ca. 15 bis 20 Minuten zum Huntington Convention Center.

Tipp: Sollte man sich auf dem Hinweg im Walmart mit Schusswaffen eingedeckt haben, ist es empfehlenswert, diese wieder zurück ins Hotel zu bringen. 😉 Im Convention Center sind diese nämlich nicht erwünscht.

No Guns!

Im Huntington Convention Center gibt es 25 Konferenzräume, in denen Vorträge mit viel Praxisanteil stattfinden. In der Mitte der Halle findet über die drei Tage eine kleine Messe mit diversen Ausstellern statt. Diese ist vergleichbar mit einer Dmexco in Miniaturformat.

CMW Stage

Durchläuft man diese kleine Messe, gelangt man in den großen Veranstaltungsraum für die Keynote Vorträge. Die Keynote Vorträge haben einen geringeren Praxisanteil und ich würde sie inhaltlich eher in den Bereich “motivational speech” und “inspirational speech” einordnen. Im Keynote Raum befindet sich eine große Bühne mit aufwändiger Deko und einer Licht- und Soundanlage, von der so manche Rockband nur träumen kann. Als Amerikaner würde ich die Keynote Stage wahrscheinlich mit dem Wort “awesome” 😉 beschreiben. Tipp: Man sollte sich einen dünnen Pullover oder eine dünne Jacke mitnehmen, da das Convention Center stark klimatisiert ist.

CMW Stage

Für Verpflegung ist gesorgt. Es gibt überall Wasser und Softdrinks zur Selbstbedienung. Als Mittagessen werden Lunchboxen verteilt. Hier sollte man nicht zuviel erwarten. Typisch amerikanisch hat man die Wahl zwischen diversen Sandwiches, Hünchenstücken und Tofu. Als Beilagen werden Kartoffelchips in Tüten und Schokoladenkekse serviert. Nicht gerade gesund, aber verhungern wird man nicht.

Networking gestaltet sich auf der Konferenz eher schwierig. Alles verläuft sich etwas auf der großen Fläche. Die Besucher sind ständig in Bewegung von einem Vortrag zum anderen und jemanden zweimal über den Weg zu laufen ist eher unwahrscheinlich. Es gibt außerdem wenig Sitzmöglichkeiten und viele Besucher essen auf dem Boden, in den Gängen oder auf den Treppenstufen. Tipp: Wer intensiv Networking möchte, sollte sich vorher mit Leuten aus seinem Netzwerk verabreden. Sich zufällig über den Weg zu laufen, ist wie gesagt eher unwahrscheinlich. Dafür hat man aber die Möglichkeit mit Koryphäen der Content-Marketing-Szene wie Joe Pulizzi oder Robert Rose Smalltalk zu halten. Diese sind immer Vorort und für Gespräche offen. Als Networking-Termine bieten sich aber generell eher die Abendunterhaltungsveranstaltungen der Konferenz an.

Tipp: Es ist zu empfehlen, sich bei den ausgewählten Veranstaltungen frühzeitig in die Schlangen vor den Räumen einzureihen. Jeder Besucher wird mit einem QR-Code auf seinem Namensschild gescannt. Sind alle Sitzplätze im Raum belegt, wird gnadenlos die Tür geschlossen. Als Alternative sollte man sich daher immer einen anderen Vortrag in der Nähe auswählen, um gegebenenfalls schnell umzuplanen. Das Programm ist straff organisiert. Vorträge werden nicht überzogen. Ist die Zeit vorbei, wird der Vortrag sofort beendet. Anders wäre ein reibungsloser Ablauf der vielen parallel stattfinden Sessions auch nicht möglich.

Für weitere Informationen zur Konferenz empfehle ich Euch einen Blick auf die offizielle Webseite der Content Marketing World zu werfen.

Kernaussagen, Insights und Learnings aus den Vorträgen

Nun möchte ich eine Auswahl an Kernaussagen und Learnings der von mir besuchten Vorträgen mit Euch teilen.

Speaker: Joe Pulizzi

Vortrag: Keynote – Uncovering the Secrets to Life and Marketing (While Living in Cleveland)

Der Gründer des Content Marketing Institute, Buchautor und Veranstalter der Konferenz beendete für diesen Vortrag seinen neun monatiges Sabbatical. Ich hatte Joe Pulizzi noch nie live gesehen und daher wollte ich mir seinen Vortrag nicht entgehen lassen. Der Vortrag war rhetorisch perfekt und dramaturgisch gut aufgebaut. Eine der Kernaussagen war, dass man im Content Marketing nicht den Fokus primär auf Leads setzen sollten, sondern eher eine treue Zielgruppe/Kundengruppe aufbauen sollte.

  • “Building a loyal audience not leads”

Im Anschluss gab es direkt den nächsten Vortrag auf der Keynote Stage.

Speaker: Andrew Davis

Vortrag: Keynote – Curiosity Factor: The psychological phenomenon creative content marketers employ to earn and own attention in a noisy world

Der Schwerpunkt des Vortrags lag stark auf Unterhaltung. Rhetorisch wieder perfekt und mit “Rampensauqualitäten” tanzte der Referent über die Bühne und bezog das Publikum ein. Hier die wichtigsten Aussagen aus dem Vortrag:

  • Der Content sollte ruhig länger gestaltet werden. Snackable Content bringt nicht viel
  • Das Goldfischprinzip (kurze Aufmerksamkeitsspanne der Rezipienten) ist falsch
  • Die Zielgruppe hat Zeit. Sie schauen am Abend auch mehrere Folgen einer Serie am Stück
  • Der Content muss die Aufmerksamkeit und das Interesse der Zielgruppe bekommen
  • Wichtig: Die Aufmerksamkeit muss auch gehalten werden. Clickbaits bringen nichts im Content Marketing
  • Aufmerksamkeit kann man nicht kaufen. Sie muss verdient werden
  • Spannung ist ein Schlüsselfaktor bei Inhalten

Das waren auch die einzigsten Keynotes, die ich mir ansah. Da ich operativ als SEO- und Content-Marketing-Berater tätig bin, wähle ich auf Konferenzen immer nach Möglichkeit Vorträge, von denen ich mir Learnings für die berufliche Praxis verspreche, oder zumindest mein aktuelles Vorgehen bestätigt bekomme. Der Schwerpunkt der Keynote Vorträge lag mir zu stark im Bereich “Motivation”, “Inspiration”, oder ganz klar auf Unterhaltung. Nur für Unterhaltung war ich nicht extra über den großen Teich geflogen. Daher besuchte ich danach nur noch Sessions in den “kleineren” Konferenzräumen, in denen Referenten praktische Tipps gaben und diese auch mit Beispielen aus der Praxis belegten. Genau das hatte ich mir auch von der Content Marketing World erhofft und ich wurde nicht enttäuscht. Generell war es beeindruckend zu sehen, welchen Stellenwert Content Marketing in den USA genießt und wie viel praktisches Know-how hier vorliegt. Hier eine Auswahl an nützlichen Erkenntnissen bzw. Bestätigungen für die operative Arbeit im Content Marketing, aus den kleineren Vorträgen. Da ich das Recap gerade direkt nach dem Event in meinem Hotelzimmer schreibe, hatte ich noch nicht die Zeit die empfohlenen Tools auf eine Anwendbarkeit im deutschen Markt zu prüfen.

Speaker: Andy Crestodina

Vortrag: Content Strategy and SEO for B2B Lead Generation

  • Blogs konvertieren schlecht. Besucher kaufen direkt nach einem Blogbesuch nur sehr selten
  • Blogs dienen eher dazu Links zu generieren und so die gesamte Domain zu stärken
  • SEO + Conversionoptimierung = Geld
  • Die Mission einer Webseite sollte formuliert werden und auf der Startseite, beim Newsletter Optin und in den sozialen Kanälen platziert werden
  • “Original Research” ist das Kernelement des Content-Erfolgs
  • Content-Marketing-Strategen sind in den USA die bestbezahltesten Online Marketer mit einem Durchschnittsgehalt von 87,174 $
  • Erhobene Statistiken werden häufig verlinkt, da Autoren danach als Quelle suchen
  • In jeder Industrie fehlen häufig Statistiken
  • Kundenanfragen sollten öffentlich im Netz beantwortet werden
  • Top Blogartikel sollten in andere Content Formate gewandelt werden
  • Top Social Media Posts sollten ebenfalls in andere Formate gewandelt werden
  • Influencer Outreach ist für Blogs effektiver als SEO
  • Buzzsumo nutzen!
  • Influencer sollten in die Contentproduktion involviert werden
  • Die interne Verlinkung sollte immer in der Richtung des Sales Funnels verlaufen

Speaker: Veronica Romney

Vortrag: Google´s Mobile-First-Index: Optimize Your Content for Next Level Mobile Marketing

  • SEO ist nicht mehr wirklich steuerbar, da Personalisierung und Nutzerverhalten immer mehr Einfluss auf die Rankings nehmen
  • Googles Local Service Ads verdrängen die organischen local Ergebnisse zunehmend
  • Google wird immer mehr zur Hompage für kleinere Unternehmen
  • Webseitenbesuche werden zunehmend überflüssiger
  • Direct Answers nehmen zu
  • Der Google Assistent ersetzt bald das Buchungssystem und Telefonisten bei kleineren Unternehmen, bsp. Restaurantbuchung
  • Schreibstil wird sich durch das Update ändern. Kurze Abschnitte, Bulletpoints und genügend “whitespace” werden wichtiger
  • Spezielles Dashboard zum mobilen Traffic in Google Analytics anlegen!
  • Nutzer suchen mobil häufig Angebote in ihrer Nähe
  • “Speed is everything!”

Speaker: Bernie Borges

Vortrag: 3 LinkedIn Content Marketing Strategies that will Drive Visibility, Credibility and Traffic

  • Unterscheidung zwischen Content Marketing (Awareness) und Content for Sales (Conversions)
  • 94% der B2B-Entscheider lesen mehrere Inhalte eines Unternehmens vor dem Kauf
  • LinkedIn verkauft nicht, sondern schafft Verbindungen zu potenziellen Kunden
  • Content anhand der Buyers Journey ausrichten
  • “Longform updates” nutzen. 1300 Buchstaben, Hashtags, Emojis, und Sonderzeichen
  • “LinkedIn ist Social Media der schlauen Leute”
  • Hashtagstrategie entwickeln, aber nur die relevantesten nutzen
  • Native Video verwenden!
  • Videos direkt auf LinkedIn hochladen. 10 mal mehr Sichtbarkeit als bei eingebetteten YouTube Videos
  • 5GB bei Native Video. Max. 10 Min und min. 3 s
  • Menschen, die mit einem Video interagiert haben, sofort vernetzten
  • Videolinks in einer Excel speichern, da die Videos im Stream verschwinden
  • Videos mit individuellem Hashtag versehen, um sie schnell zu finden
  • Persönliche Updates von Personen aus einem Unternehmen erzeugen viel mehr Interaktion als Unternehmensupdates

Speaker: Ian Cleary

Vortrag: A Content Promotion Framework with Actionable Tips to Optimize Results from your Content Marketing

  • Tool Hrefs nutzen, um den Wettbewerb zu Themen zu prüfen
  • Pillar Pages aufbauen
  • Bei hohem Wettbewerb eine andere Perspektive auf ein Thema einnehmen
  • “Make my Persona” Tool verwenden
  • “Research for original Content”
  • Erfolgreiche Inhalte wiederveröffentlichen
  • Kernaussagen in gebrandete Bilder wandeln, da diese häufig geteilt werden
  • Tool Lumen5 für Video nutzen
  • Qualität über Quantität
  • E-Mail Listen aufbauen!
  • Bei erfolgreichen Inhalten Optins für den Newsletter einbauen
  • Influencer bzw. Zielgruppe bei der Inhaltserstellung involvieren
  • Bei längeren Inhalten Ankerlinks einfügen
  • Tool Brand24 zur Mention-Überwachung nutzen und um Verlinkungen bitten
  • Tool Title Experiments bei WordPress zum Splittest von Überschriften nutzen

Ian Cleary CMW

Speaker: Ellie Mirman

Vortrag: How Your Competitors Can Improve Your Content Strategy

  • Unterscheiden in direkte Wettbewerber und Content Wettbewerber
  • Wettbewerb im Content Marketing explodiert
  • Content Audit/Inventory erstellen, um Lücken zu identifizieren
  • Inhalte in Formate einteilen und sortieren
  • Nach Qualität filtern
  • Wettbewerber in Veröffentlichungsfrequenz einteilen
  • Andere Medien/Formate wählen, um sich vom Wettbewerb zu differenzieren
  • Nach Contentfeldern mit geringer Qualität suchen
  • Tool Wordsclouds.com nutzen, um die inhaltlichen Schwerpunkte des Wettbewerbs zu identifizieren
  • Analysieren wer, welche Themen teilt und Influencer Listen anlegen

Speaker: Sascha Hoffmann

Vortrag: How Content Marketing and Marketing Automation Work Together to Fuel Your Sales Pipeline

  • Content Marketing ist der Marketing Automation vorgelagert
  • Ohne Content Marketing funktioniert Marketing Automation nicht
  • Engagement ist das oberste Ziel
  • Content soll nicht direkt verkaufen, sondern eine Beziehung zum Unternehmen aufbauen
  • Verkäufe entstehen erst nach einem längeren Zeitraum
  • Aus Engagement werden Kunden
  • Organischer Traffic alleine reicht nicht mehr aus
  • Content Distribution wird immer wichtiger
  • Besucher aus Content Distribution sind qualifizierter und konvertieren besser
  • E-Mail Anmeldungen für neue Blogartikel einsammeln!
  • Besucher nicht mit unpassenden Mails verschrecken
  • Leads, die bereits konvertiert sind analysieren, um das Leadscoring zu optimieren
  • Leadscoring ist ein laufender nie endender Prozess, der immer weiter optimiert werden kann
  • Trigger bei Inhalten setzen, die einem signalisieren, dass der Inhalt tatsächlich gelesen wurde

Speaker: Seth Besmertnik

Vortrag: Help People, Don´t just Sell Stuff: Creating Content Costumers Need

  • Der Kunde hat die Kontrolle übernommen
  • Die Machtverhältnisse haben sich geändert
  • Aufmerksamkeit kann man nicht mehr kaufen. Man muss sie sich verdienen
  • Welche Probleme löst mein Produkt?
  • Wem lösen wir die Probleme?
  • Es geht nicht mehr darum, welches Unternehmen das meiste Geld für Marketing hat, sondern welches Unternehmen den höchsten Wert für die Zielgruppe schafft
  • Content ist die Basis aller Marketing-Aktivitäten
  • Content ist kein Asset sondern eine Beziehung
  • 75% der Konsumenten haben eine positives Bild vom Unternehmen, wenn Unternehmensinhalte ihnen weitergeholfen haben
  • Kundenbedürfnisse sind die Zukunft des Marketingerfolgs

CMW Key Takeaways

Fazit

Für mich hat sich der Besuch der Content Marketing World 2018 definitiv gelohnt. Ich habe Einblicke, Tipps und Learnings aus der Praxis erwartet, die mit Beispielen belegt werden. Diese Erwartung wurde erfüllt. Besonders gefreut hat es mich zu sehen, welchen hohen Stellenwert Content Marketing in den USA genießt und wie viele Marketer operativ in diesem Bereich tätig sind. In Deutschland stagniert Content Marketing gefühlt derzeit ein wenig. Viele sind von dem Thema, besonders im SEO-Bereich, mittlerweile schon fast genervt. Davon ist in den USA nichts zu spüren. SEOs bildeten bei der Konferenz nur einen sehr kleinen Anteil am Publikum. SEO wird hier generell einfach als Basic vorausgesetzt. Auf der Konferenz dominierten die “klassischen” Marketing Themen mit einem starken Fokus auf die Zielgruppe und deren Bedürfnisse. Das Streben nach den richtigen Inhalten, in den passenden Formaten, auf den relevanten Kanälen, welche einen hohen Wert/Nutzen für die Zielgruppe darstellen, wird hier als Fundament aller Online-Marketing-Aktivitäten verstanden. Ich würde mir wünschen, dass diese Erkenntnis in naher Zukunft, in dieser Breite auch in das Bewusstsein der deutschen Online-Marketing-Landschaft Einzug hält.

Carsten Koller

Geschrieben von

Carsten Koller hat Medienwirtschaft studiert und ist bei morefire als Content Marketing und SEO Consultant tätig. Als Specialist Content Marketing ist er außerdem für die Produktentwicklung im Bereich Content Marketing verantwortlich. Mehr gibt es auf carsten-koller.de

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