Facebook hat bereits vor zwei Jahren seinen Algorithmus geändert. Die Plattform bewirbt diese und viele folgende Veränderungen bis heute ausschließlich mit User-freundlichen Vorteilen. Der Newsfeed soll personalisierter sein und nur noch Beiträge anzeigen, die mir mit großer Wahrscheinlichkeit gefallen. Ein Post, der von meiner besten Freundin positiv durch ein „Like“ bewertet wird, wird vermutlich auch auf meiner eigenen Startseite auftauchen. Für mich als Privatperson ist das mit Sicherheit eine tolle Sache; irrelevante Posts nehmen den mir wirklich wichtigen Themen nicht mehr den Platz, jahrelanges scrollen steht nicht mehr auf der Tagesordnung – Facebook zieht alle Asse aus dem Ärmel, die es durch die Betrachtung meiner Interessen und Daten hat.
Welchen Einfluss hat das allerdings auf Werbetreibende? Die Haupteinnahmequelle von vielen Plattformen, so auch von Facebook, sind die Werbeeinnahmen. Meine Lieblingsmarke zahlt natürlich nicht für ihre täglichen Posts – sie ist schließlich als normale Facebook Seite genauso von der Kostenpflicht ausgeschlossen wie mein privates Profil. Aus diesem Grund „bestraft“ der Facebook Algorithmus bereits seit 2014 diese Form der Interaktion mit mir, da es nicht zum Profit beiträgt. Die größte Bestrafung für einen Post, der mich erreichen und einbinden soll, ist es, nicht gezeigt zu werden. Und genau das ist die Konsequenz aus der Transformation des Algorithmus.
Aber wie kann ich dem als Unternehmen nun entgegenwirken? Es gibt verschiedene Ansätze, um trotzdem erfolgreich auf Facebook zu werben beziehungsweise aktiv zu sein.
1. Kennenlernen – das A und O
Zum einen ist es wichtig, Facebook noch besser kennenzulernen. Und zwar nicht nur Facebook als Plattform, sondern auch die eigene Seite. Welche Zielgruppe folgt mir? Was ist interessant und relevant für diese Zielgruppe? Wann sind meine Follower aktiv? Was wird geteilt und/oder favorisiert und ist daher online erfolgreich?
Diese Analyse geht einher mit einer detaillierten Planung der Posts und einem guten Verständnis der Trends, die für die eigene Facebook Page und Marke relevant sind. Denn nur dann haben die Beiträge das Potential außerhalb der Seite verbreitet zu werden und somit die Chance, im organischen Feed bei Freundesfreunden wieder gezeigt zu werden.
2. Gesponserte Posts
Mit der Taktik solche Posts nicht anzuzeigen verfolgt Facebook das Ziel, die Brands zu einem sogenannten gesponserten Post zu zwingen. Das bedeutet, dass man für eine Anzeige direkt im Facebook Feed – die allerdings als gesponserte Anzeige markiert ist – oder rechts in der Sidebar als Marketer Geld zahlt. Ähnlich wie bei anderen Online-Marketing-Tools kann man die Anzeige durch einige Einstellungen gezielter ausspielen. Diese Einstellungen beziehen sich beispielsweise auf demografische Faktoren wie Alter, Wohnsitz oder Bildungsstand.
3. Brand Ambassadors und Brand Advocates akquirieren
Eine weitere sehr erfolgreiche Methode, um seine Inhalte zu teilen, ist die Akquise von Brand Ambassadors und Brand Advocates. Und was um alles in der Welt sind Brand Ambassadors und Brand Advocates? Brand Advocate ist grundsätzlich einfach nur ein besonders ausgefallenes Wort für jeden Normalsterblichen, dem eine Marke gefällt. Wenn man sich das Wort genauer anguckt, erklärt es sich fast von alleine: Advocate ist schlicht und ergreifend das englische Wort für Anwalt – schließlich funktionieren neumodische Fachbegriffe heute nur noch auf Englisch. Ein Anwalt verteidigt seinen Mandanten in jeder ihm möglichen Form. Jemand darf sich Brand Advocate nennen, wenn er genau dasselbe für seine Lieblingsmarke tut. Es tut sich ein Shitstorm im Sozialen Netz gegen meine Lieblingsmarke auf? Unerhört! Da poste ich doch direkt eine passende Antwort. Kann ja nicht sein, dass MEINE Marke dermaßen durch den Kakao gezogen wird. Und nicht nur das: Um zu der Marke zu stehen, poste ich direkt ein Selfie im T-Shirt – Markenschriftzug inklusive. #brand #fashion #best und schwupps findet die Instagram Familie mich UND die Marke. Was hat die Marke für diese zielgruppengerichtete Werbung gezahlt? Nichts. Super oder?
Eine größere Tragweite hat ein Brand Ambassador. Ein Markenbotschafter. Mann, klingt das cool; und wie werde ich einer? Schließlich liebe ich meine Marke tief und innig! Advocate reicht mir nicht. Jetzt kommt der Haken, und zwar für Marke und Fan: Brand Ambassadors sind diejenigen, die der Marke Gesicht und Richtung geben. Um in Betracht gezogen zu werden, braucht man irgendwie schon ein eigenes, sehr bekanntes Image. Man ist ein sogenannter Social Influencer – ganz unabhängig von der Marke. Jemand, der Einfluss auf die Online- und Offline-Gesellschaft hat, auf seine ganz eigene Art. So jemanden an Land zu ziehen ist wesentlich schwieriger und unter Umständen kostspieliger für Werbetreibende als einen Brand Advocate. Allerdings hat ein Post von so einem dicken Fisch auch direkt das Gehör von mehreren hunderttausend – wenn nicht Millionen – Followern. Das große Vorbild promotet eine Marke? Die KANN ja nur gut sein! Zack, Werbung. Und mal ehrlich, wer zweifelt heute noch am Geschmack der tollen Nespresso Kapseln?
Fazit
Facebook Marketing durchdacht anzugehen war noch nie so wichtig wie jetzt. Falls gesponserte Posts noch nicht im Marketing-Mix vorhanden sind, sollte geprüft werden, inwiefern das für die eigene Marke sinnvoll ist. Planung und Umsetzung sollten auf Analysen basieren, die sich sowohl auf den eigenen Content, als auch auf den der Konkurrenz, der User und Influencer beziehen. Response ist seit der Veränderung nicht mehr ganz so selbstverständlich, wie es mal war – so bleibt sie aus, wenn der Content von Facebook bewusst nicht gezeigt wird.
4 Kommentare
Daidi schrieb am 11. Juli, 2016 @ 16:34
Sehr interessanter Artikel,
gibt es vielleicht gute Bücher zu diesem Thema oder ein Ebook? Oder Blogs / Podcasts die genauer darauf eingehen?
Vielen Dank!
Grüße
Annkristin Kluth schrieb am 29. Juli, 2016 @ 9:27
Hallo Daidi!
Wenn du grundsätzlich auf dem neusten Stand der Facebook Marketing Möglichkeiten und deren Entwicklung bleiben möchtest, empfehlen sich diese zwei Blogs:
http://allfacebook.de/
http://www.thomashutter.com/
Viele Grüße und Spaß beim Lesen!
Konstantin schrieb am 12. Juli, 2016 @ 7:49
Möchte eventuell zukünftig auch mehr ins Facebook Marketing einsteigen. Daher vielen Dank für den übersichtlichen Beitrag! Meint ihr, dass Facebook Werbung, wenn man sie richtig schaltet, ebenso effektiv sein kann wie GoogleAdwords? Oder sogar noch effektiver?
Annkristin Kluth schrieb am 29. Juli, 2016 @ 9:23
Hallo Konstantin!
Ob Facebook Marketing für Dich sinnvoll ist oder nicht, hängt sehr von Deinen Zielgruppen und den Zielen, die Du erreichen möchtest, ab. Aus Erfahrung ist ein gut gewählter Mix aus verschiedenen Kanälen, die zu Dir und Deinem Business passen, am sinnvollsten. Wichtig ist, dass sowohl Facebook als auch AdWords einen sehr hohen Stellenwert im Marketing Mix haben und sich gegenseitig ergänzen können.
Viel Erfolg und liebe Grüße!