In ein paar Jahren werden die Menschen durch Maschinen ersetzt sein, die ihre Aufgaben übernommen haben. Doch Automatisierung ist nicht immer nur ein negativer Prozess, der mit dem Abbau von Arbeitsplätzen einhergeht. Automatisierung kann vor allem in der Branche der Online-Werbetreibenden verringerten Zeitaufwand und Automatisierung zeitaufwendiger Prozesse bedeuten.
In Bezug auf AdWords Kampagnen sprechen wir hier über die sogenannten „Skripte“. Alle haben schon einmal davon gehört, aber wirklich verstanden oder gar eingesetzt haben es bisher leider die Wenigsten.
Kennen Sie AdWords Skripte? Ja.
Haben Sie schon einmal damit gearbeitet? Nein.
Können Sie mir erklären, was ein AdWords Skript ist oder macht? Nein.
So kennen die meisten Agenturen die Gespräche rund um dieses Thema. Im heutigen Blogartikel möchte ich ein paar wichtige Skripte vorstellen und hoffentlich dazu ermutigen, diese in Zukunft mehr einzusetzen. Sie erleichtern uns nämlich nicht nur den Verwaltungsaufwand von Kunden-Konten, sondern checken auch automatisch Punkte, die bei täglicher Prüfung sehr lange dauern würden.
AdWords Skripte haben für uns vor allem den Vorteil, dass sie Prozesse innerhalb des AdWords Kontos automatisiert durchführen bzw. vorher definierte Regeln automatisiert ausführen können. Dies können Regeln sein, mit denen bestimmte Performance Daten überprüft werden oder auf Grundlage bestimmter Veränderungen automatische Anpassungen im AdWords Konto durchgeführt werden.
Diese Prozesse passieren auf Grundlage von vorher programmierten JavaScript-Codes, weswegen die meisten Werbetreibenden zunächst abgeschreckt sind. Denn wer kennt sich schon mit Programmierung aus?
Für wen sind Skripte geeignet?
Skripte sind natürlich nicht für jeden Werbetreibenden sinnvoll. Da man sich gut in das Thema einlesen muss, lohnt sich der Aufwand tatsächlich nur bei Konten mit extrem viel Verwaltungsaufwand, der durch den Skript Einsatz verringert werden kann. Auch wenn sehr viele Konten gleichzeitig betreut werden, empfiehlt sich der Einsatz von Skripten, um kontoübergreifende Anpassungen vorzunehmen.
AdWords empfiehlt die Verwendung zwar nur für Werbetreibende, die bereits Erfahrung mit Skripten haben, ich denke aber, dass sich mit etwas Geduld gut in das Thema eingelesen werden kann.
How it works
Mithilfe von JavaScript-Codes werden im AdWords Konto automatisch Änderungen vorgenommen, die sich auf das Bearbeiten, Löschen oder Erstellen vorab definierter Elemente beziehen können. Skripte arbeiten mit JavaScript Codes. Javascript ist eine Art Programmiersprache. Codes sind dementsprechende „Anweisungen“ für diese Programmiersprache.
Die Daten, mit denen Skripte im AdWords Interface arbeiten, können von verschiedenen Quellen kommen:
- Externe Quellen: Conversion-Daten externer Anbieter, Wetterdaten.
- Mehrere Elemente des AdWords Kontos: Daten von Keywords oder zum Beispiel Conversions. Aktionen werden hier auf Grundlage der vorher definierten Daten ausgeführt, wenn die definierte Regel zutrifft. Diese Aktionen können sich auf mehrere Elemente eines Kontos beziehen.
- Alle Elemente des AdWords Kontos: Änderungen für z.B. alle Keywords oder CPC Gebote durchführen.
- Daten aller Unterkonten innerhalb eines Kundencenter-Kontos
Skripte lassen sich entweder manuell im Konto ausführen oder durch einen vorab definierten Zeitplan regelmäßig ausführen. Sie können dann entweder manuell gedownloadet oder automatisch per Mail verschickt werden.
Skripte erstellen oder ausführen
Für diejenigen, die sich noch nicht so sehr mit der Skripte-Thematik befasst haben gibt es natürlich zahlreiche vordefinierte Skripte, die einfach kopiert und im eigenen AdWords Konto übernommen werden. AdWords stellt hier auf seinem Developer-Portal eine Vielzahl zur Verfügung, leider nur in englischer Sprache.
Vordefinierte Skripte, die wir auf der Google Developers Skripte Bibliothek finden:
1. Skripte, die Berichte erzeugen
- Kontoübersicht (Account Summary): Generiert einen Bericht zur Gesamtperformance eines bestimmten AdWords Accounts. Dieses wird per Mail an den entsprechenden Kundenbetreuer (oder direkt an den Kunden) geschickt.
- Anzeigenleistung (Ad Performance): Generiert eine Google Tabelle mit verschiedenen Verteilungsdiagrammen, welche die Anzeigenleistung darstellen. Es ist besonders sinnvoll wenn man sehen will, ob bestimmte Anzeigentexte, Ziel URLs oder Anzeigentitel besser performt haben als andere.
- Declining Ad Groups: Dieses Skript vergleicht die Performance von Kampagnen über mehrere Wochen (rückblickend). Es vergleicht die Werte der letzten Woche mit denen der letzten Wochen. Es macht Anzeigengruppen ausfindig, die eine rückläufige Performance zeigen. (Für einzelne Accounts oder Manager Account verfügbar)
- Keyword Performance: Generiert ein Dokument mit interessanten Daten zur Keyword Performance wie Qualitätsfaktor oder der durchschnittlichen Position. (Für einzelne Accounts oder Manager Account verfügbar)
- Kratu (NEU): Dieses Skript wird auf MCC (Kontoverwalter) Ebene angewandt. Es zeigt Performance Daten für alle Accounts. Alle Konto-Signale können individuell hinzugefügt oder entfernt werden, genauso wie Konten ein- oder ausgeschlossen werden können. Zudem kann definiert werden, ob Entwicklungen nach oben oder unten ein schlechtes oder ein gutes Signal sind. Den einzelnen Signalen können weiterhin Gewichtungen zugeordnet werden, die das Konto insgesamt Die verschiedenen Farben sind verschiedenen Gewichtungen zugeordnet, die dabei helfen auf einen Blick zu erkennen, ob bestimmte Konten schlechte oder positive Entwicklungen zeigen (eHeatmap). (Für einzelne Accounts oder Manager Account verfügbar)
- Mobile Page Speed (Geschwindigkeit mobiler Seiten): Gerade seit dem letzten Google Update sind mobil optimierte Seiten ein wichtiger Ranking Faktor. Viele kennen vielleicht den Bereich „Page Speed“ aus der Google Search Console. Daten hieraus werden in dem Mobil Page Speed Skript dargestellt und auf einzelne Landingpages angewandt. Ein tolles Skript, um die Benutzerfreundlichkeit seiner mobilen Seiten zu optimieren und zu testen (für einzelne Accounts oder Manager Account verfügbar).
Suchanfragebericht (Search Query): Dieses Skript zeigt aktuelle Suchanfragen, die zu einer Anzeigenschaltung führen. Vor allem in Bezug auf verschiedene Keyword-Optionen. Man kann schnell sehen, ob aktuell eingebuchte Keywords in der Form lieber ausgeschlossen werden und passendere Match Types oder Keywords eingebucht werden sollten (für einzelne Accounts oder Manager Account verfügbar).
2. Skripte, die automatisch bieten
- Bid Testing (Gebote testen): Das Skript testet verschiedene Gebote bzw. Gebotsanpassungen (Multiplikatoren werden vorab definiert) und trägt anschließend die Ergebnisse jeder Gebotsanpassung zusammen. Manchmal kann es sinnvoll sein, verschiedene Gebote (senken oder erhöhen) zu testen, um eine bessere Performance zu erreichen.
- Bid to Position (Auf Positionen bieten): Das Skript durchsucht das Konto nach Keywords, die eine sehr schlechte Position haben und erhöht deren Gebote. Anschließend sucht das Skript alle Keywords, die eine CTR unter 1 % haben sowie eine schlechte Position und erhöht deren Gebote (für einzelne Accounts oder Manager Account verfügbar).
(Aber Vorsicht! Es gibt auch andere Signale, die wichtig für Keywords sind und nicht außer Acht gelassen werden sollen. Alle Änderungen von Skripten also nochmal gegenprüfen.)
- Multi Bidder: Arbeitet ähnlich wie automatische Gebotsregeln. In einem Tabellenblatt können jedoch bis zu 100 Gebotsregeln festgelegt werden, was die Übersicht und die Verwaltung vieler Gebotsregeln erheblich vereinfacht.
- Weather-based Campaign Management (Wetterbasiertes Kampagnen Management): Das Skript managed Kampagnen und Gebote aufgrund vorher definierter Wetterlagen in bestimmten Regionen.
3. Skripte als Tools
- Ad Customizer (Anzeigenanpassung): Das Skript passt Anzeigentexte automatisch an aktuelle Veränderungen an. Preisänderungen, Warenbestände oder andere Dinge müssen nicht mehr manuell in jeder Anzeige angepasst werden. Es kann auf Kampagnen- oder Anzeigengruppen-Ebene arbeiten.
- Ad Parametizer (Anzeigenanpassung): Arbeitet genauso wie das Ad Customizer Skript, kann aber weitaus variabler angepasst werden und viel mehr Elemente verändern.
- Bulk Shopping Ad Group Creator: Das Skript kann selbst Anzeigengruppen und Produktgruppen in bestehenden Shopping-Kampagnen generieren. Zum Beispiel: a) Eine bestimmte Anzeigengruppe existiert nicht, also erstellt das Skript eine neue Anzeigengruppe mit Status, Promotions, Geboten und Produktgruppen. b) Eine Anzeigengruppe existiert bereits, enthält aber keine Produktgruppen: Die Anzeigengruppen-Einstellungen werden nicht verändert, Produkte werden aber hinzugefügt. c)Anzeigengruppe mit Produktgruppen existiert bereits: Keine Änderungen
- Flexible Budgets – Single Account: Das Skript passt Kampagnen Budgets auf Grundlage einer vorab definierten Budgetregelung dynamisch an (Zum Beispiel, wenn Budgets nur in den letzten Tagen eines Monats verstärkt verbraucht werden soll o.ä.).
- Labels: Das Skript sucht schlecht performende Keywords und versieht Sie mit einem Label, damit diese später optimiert werden können und direkt wiedergefunden werden. Zusätzlich versieht es die Keywords mit einem „Brand“ oder „Not Brand“ Label und sendet diese zusammengefasst in einer Mail an den entsprechenden Betreuer.
- Master Negative List – Single Account: Es gibt Listen mit negativen Keywords und ausschließenden Placements. Das Skript generiert automatisch negative Listen in dem AdWords Konto und gleicht diese mit den vorab definierten Regeln in der Tabelle ab. Es gibt separate Keyword- und Placement-Listen. Anschließend schaltet es jede negative Liste in jeder Kampagne des entsprechenden Kontos.
- Sale Countdown: Das Skript zeigt aktuelle und dynamische Werte in den Anzeigentexten, ohne dass entsprechende Anzeigen erst pausiert und neu erstellt werden müssen (stündliche Aktualisierung). Es ist vor allem für Promo Aktionen oder Sales sinnvoll, die nur noch ein paar Tage laufen.
- Sales Countdown Calender: Das Skript arbeitet wie der vorab erwähnte „Sales Countdown“, nur dass es auf mehrere Events angewandt werden kann, indem ein Kalender im Skript integriert wird und benutzerdefinierte Variablen gesetzt werden(sinnvoll wenn zum Beispiel mehrere Marken vertrieben werden).
Du willst mehr zum Thema SEA erfahren? Dann findest du hier unsere 10 Google Ads Tipps!
4. Skripte – Alerts
- Account Anomaly Detector: Dieses Skript alarmiert den Werbetreibenden, sobald es im Vergleich zur bisherigen Historie des Kontos gravierende Anomalien (Veränderungen) im AdWords Konto feststellt. Es vergleicht die aktuellen Tagesdaten mit den Daten des gleichen Tages in den vorherigen Wochen. Die Zahl der Vergleichswochen kann selbst festgelegt werden.
- Link Checker – Single Account: Wenn eine Website relauncht oder neu erstellt wird, gibt es immer wieder Seiten, die Fehler aufweisen oder Links, die kaputt gegangen sind und nicht funktionieren. Das Skript prüft alle Anzeigen und Keywords auf die Funktionalität ihrer Ziel- URLs. Findet das Skript Fehlerseiten oder nicht existierende Seiten, sendet es sofort eine Benachrichtigungsmail an den Betreuer. Am Ende erstellt es ein Skript mit allen fehlerhaften und funktionierenden URLs.
Diese Skripte sind als Vorlage auf dem Google Developers Portal zu finden. Es gibt natürlich noch zahlreiche Möglichkeiten benutzerdefinierte Skripte zu erstellen oder die Vorlagen benutzerspezifisch anzupassen. Auch wenn es im ersten Moment vielleicht kompliziert wirkt, sind Skripte eigentlich relativ logisch und einfach, wenn Sie einmal verstanden wurden. Also keine Scheu haben und einfach mal ein bisschen ausprobieren!
Viel Erfolg!
2 Kommentare
Thomas schrieb am 9. Dezember, 2015 @ 18:44
Super Beitrag! Da steckt sicher viel Arbeit dahinter. Für mich einer der besten Posts über AdWords-Scripts im deutschsprachigen Raum. Sehr schön die Anleitung für den Sales Counter!
hulle6 schrieb am 23. Dezember, 2015 @ 3:38
Ein sehr toller und hilfreicher Artikel.
Ein wirklich gelungener und informativer Ratgeber!